Dr. Julia Koch, Nachhaltigkeitsmanagerin bei ASSMANN im Interview
Nachhaltigkeit ist ein Thema, das in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Die Aufgabe, umweltbewusst, wirtschaftlich und sozial zu handeln, gilt für jeden von uns. Als Nachhaltigkeitsmanagerin bei einem der führenden Büromöbelhersteller Europas erfüllst du eine zentrale Rolle, Julia: Bald bist du ein Jahr als Nachhaltigkeitsmanagerin bei ASSMANN tätig. Kannst du eine erste Bilanz ziehen?
Mein erstes Jahr bei ASSMANN ist für mich sehr schnell vergangen. Das liegt zum einen an meinem Einstieg bei ASSMANN und zum anderen an den zahlreichen Projekten in meinem Fachbereich. Ich habe schon viele Maßnahmen begleiten dürfen: Das erfolgreich absolvierte Audit für Umwelt- und Energiemanagement (ISO 14001 und ISO 50001) fand im September statt und wird uns in Zukunft jährlich erwarten. Auch die neue FEMB-LEVEL 3 Zertifizierung unserer Produkte war ein Erfolg. Dabei ist nicht zu vernachlässigen, dass solche Belege nicht ausschließlich dem Nachhaltigkeits-Team als Nachweis dienen, sondern die Zertifikate unsere Chancen bei Ausschreibungen deutlich erhöhen.
Welche Vorerfahrung hattest du im Bereich Nachhaltigkeit, vor deinem Einstieg bei ASSMANN?
Ich war als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Münster tätig und habe über das Thema „Nachhaltiges Wirtschaften“ promoviert, dabei habe ich schwerpunktmäßig an einem Forschungsprojekt zu umweltfreundlichen Verpackungen gearbeitet.
Während meines Studiums widmete ich mich bei einer Beratungsgesellschaft ebenfalls der Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten. Diese Erkenntnisse und Vorerfahrungen aus meiner Forschungsarbeit und der Praxis ermöglichen mir den ganzheitlichen Blick auf die Vorgänge und die umweltfreundlichen, ökonomischen und sozialen Potenziale bei ASSMANN.
Was denkst du, stehen wirtschaftliches und nachhaltiges Handeln in einem Widerspruch zueinander?
Nein, das denke ich nicht. Die Sorge, dass nachhaltige Maßnahmen teuer sind und die Wirtschaftlichkeit von Unternehmen gefährden, ist aus meiner Sicht unbegründet. In vielen Fällen gehen der Nachhaltigkeits- und der Wirtschaftsgedanke miteinander einher. Zwar ist die Umsetzung von Optimierungsmaßnahmen meist mit Investitionen verbunden, diese amortisieren sich jedoch oftmals nach wenigen Jahren. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz einer Photovoltaik-Anlage. Die Anschaffung und Installation verursachen zunächst Ausgaben, die sich aufgrund der Einsparungen im Energiezukauf langfristig sogar rentieren werden.
Zu bedenken ist jedoch, dass Unternehmen nachhaltige Strategien nur dann umsetzen können, wenn die ökonomischen Rahmenbedingungen stimmen, das hat auch unser Geschäftsführer Dirk Aßmann bereits in einem Interview aus 2020 betont.
ASSMANN ist in der Möbelbranche bereits vor Jahren als Nachhaltigkeitspionier vorangegangen. Wie richtet ASSMANN die Nachhaltigkeitsstrategie für die kommenden Jahre aus, welche Ziele verfolgst du konkret?
Wir erarbeiten aktuell die neue Wesentlichkeitsanalyse, die, wie es die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) vorgibt, sowohl die Inside-Out- als auch die Outside-In-Perspektive berücksichtigt. Die Ergebnisse bestimmen, wie wir uns strategisch ausrichten und unternehmerisch handeln wollen. Vorwegnehmen kann ich bereits, dass wir uns auf Energieziele konzentrieren werden: Die Reduktion unseres Stromverbrauchs und die eigene Produktion von Strom stehen dabei im Vordergrund. Zusätzlich möchten wir die Ressourceneffizienz steigern und mehr Recyclingmaterial einsetzen.
Kannst du weitere Maßnahmen nennen, mit denen ASSMANN in naher Zukunft Optimierungen in Bezug auf Nachhaltigkeit anstrebt?
Da uns das Thema Energie besonders wichtig ist, planen wir in diesem Bereich einige Maßnahmen und sorgen für zeitnahe Umsetzungen. Die Installation unserer neuen PV-Anlage an unserem neuen Logistikcenter steht kurz bevor. Die kalkulierte Gesamtleistung von 660 KWp werden wir vollständig für unsere Eigenversorgung nutzen. Ebenso fokussieren wir uns darauf, umweltfreundlichere Alternativen für bestehendes Equipment einzusetzen. Beispielsweise stellen wir unseren Fuhrpark sukzessive um und werden voraussichtlich 2026 nur noch über E-Autos für unsere Mitarbeitenden im Außendienst verfügen. Die Aktualisierung auf energieeffiziente Beleuchtung und die Beseitigung von Druckluftleckagen gehören mittlerweile zum Standard, sind aber in der kontinuierlichen Optimierung nicht zu vernachlässigen.
Auf welche Nachhaltigkeitsthemen und -projekte freust du dich 2024 besonders?
Im kommenden Jahr werden wir den neuen Nachhaltigkeitsbericht über das Jahr 2023 veröffentlichen. Dafür orientieren wir uns bereits an den neuen Vorgaben der EU-weiten Berichtspflicht CSRD (Corporate Social Responsibility Directive.) Diese gelten für uns erst ab 2026, aber wir möchten, wie für ASSMANN üblich, in diesem Fall schon einen Schritt #weiter_gehen und der kommenden Pflicht vorgreifen. Die Vorbereitungen laufen bereits. Hier fließen viele Ergebnisse aus den Projekten unseres Nachhaltigkeits-Teams zusammen, bspw. die Strategiearbeit, die Aufbereitung der Kennzahlen und die Zusammenarbeit mit unseren internen und externen Botschaftern.
Abschließend: Wie spiegelt sich Nachhaltigkeit in deinem Alltag wider?
In meinem privaten Umfeld ist mir Nachhaltigkeit ebenfalls sehr wichtig. Ich achte darauf, möglichst viele Strecken mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen, auch für meinen Arbeitsweg von Münster nach Melle-Westerhausen nutze ich die Bahn. Für die kurzen Wege bietet sich in meiner Heimatstadt Münster oft mein Fahrrad als Alternative zum Auto an. Außerdem lege ich Wert auf achtsamen Konsum. Bei meinen Wocheneinkäufen bevorzuge ich regionale und saisonale Produkte und auch bei Kleidung und anderen Textilien wähle ich vorzugsweise Produkte, die nach umweltfreundlichen und sozialverträglichen Standards produziert wurden. Ich bin der Meinung, dass jeder einzelne seinen Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt leisten kann.